Dualseelen

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Als Dualseelen bezeichnet man zwei Seelen, die ursprünglich eine Einheit bildeten, im Laufe ihrer Inkarnationen aber getrennt wurden. Diese Trennung bewirkt ein ewiges Sehnen, das Gefühl der eigenen Unvollkommenheit. Für die einen resultieren daraus Schmerz und Traurigkeit, den anderen wird dies zum Stachel, der sie zum Handeln antreibt. Erstere neigen dazu, sich zurückzuziehen, wirken introvertiert, passiv und abwartend. Letztere stürzen sich ins Geschehen, sind immer stark beschäftigt, erweisen sich als extrovertiert. Dazwischen gibt es natürlich viele Abstufungen, aber für alle gilt: In dem Moment, da sich Dualseelen begegnen, zählt nur noch ein Gefühl. Das Gefühl, angekommen zu sein.

Wer die Symbolik von Yin und Yang in sich aufgenommen hat, der hat auch eine Vorstellung davon, wie es sich anfühlen muss, seiner Dualseele zu begegnen. Zwei getrennte Wesen, die äußerlich völlig gegensätzlich sein können, die unterschiedliche Prinzipien verkörpern, schmiegen sich harmonisch ineinander. Jeder trägt den Kern des anderen in sich. Die eigene Sehnsucht spiegelt sich im Wesen des anderen. Dabei berichten viele Menschen, die ihrer Dualseele bereits begegnet sind, von einer anfänglich großen Verwirrung. Denn das Erleben lässt sich nicht auf etwas bereits Bekanntes zurückführen. Auf der einen Seite ist da die absolute Gewissheit, sich „von früher her“ zu kennen. Menschen, denen Glaubensinhalte und -lehren bis dahin verschlossen waren, verstehen plötzlich die tieferen Wahrheiten, die sich darin ausdrücken. Auf der anderen Seite fehlt, wenn es sich bei den Dualseelen um Mann und Frau handelt, das Gefühl des Verliebtseins. Ehen, die zwischen Dualseelen geschlossen werden, basieren auf intuitivem Wissen, Erkennen und Fühlen und nicht auf den körperlichen Sensationen, die das Verliebtsein sonst in uns auslöst.

Aber nicht jeder Dualseele ist es vergönnt, mit dem wiedergefundenen Seelenpartner in irgendeiner Form der Gemeinschaft leben zu können. Auf das Glück der Wiederbegegnung folgt dann bei einer erneuten Trennung ein schier unerträglicher Schmerz. Diese Prüfung zu überstehen, benötigt äußerste Disziplin und Arbeit an sich selbst. Allein ist dies kaum zu bewältigen, daher sollten sich die Betroffenen nicht scheuen, professionelle Hilfe in der Lebensberatung zu suchen und anzunehmen. Haben Sie Ihre Dualseele gefunden und erneut verloren, so werden Sie dies wie eine Bestrafung erleben. Was habe ich falsch gemacht, warum bleibt mir dieses Glück verwehrt, wird für viele dann zur alles bestimmenden Frage.

Die Antwort lautet: nichts. Sie haben gewiss nichts falsch gemacht, aber Sie sind berufen, sich neuen Aufgaben zu stellen. In der christlichen Mystik ist es die auf Erden unerfüllbare Liebe zu Gott, die zum Seelenstachel wird. Aus dem Erleben des Getrenntseins erwächst Schmerz, aus dem Schmerz werden Handlungen geboren, die von der Sehnsucht nach der universalen Liebe geprägt sind. Einem materiell ausgerichteten Menschen, der eine solche Liebe niemals erfahren durfte, mag dies als Sado-Masochismus erscheinen, als Selbstquälerei, durch die man sich unnötige Schmerzen zufügt. Ein Mensch, der in die tieferen Dimensionen des Daseins eingetaucht ist, wird darüber nachsichtig lächeln. Der Schmerz, den die getrennten Dualseelen erleben, gleicht dem bei der Geburt eines Kindes. Wandelt er sich in Liebe zur Kreatur, so ist er rasch überwunden und bietet uns das Glück eines bereicherten Daseins.